12 Millimeter Ehrlichkeit – Perspektive braucht Haltung
Mit 12 mm im Gepäck ist man nicht auf der Suche nach Gefälligkeit. Man ist auf Konfrontationskurs – mit Linien, mit Proportionen, mit dem eigenen Standpunkt. Der Dom zu Fulda ist da ein ganz guter Prüfstein. Groß, klar strukturiert, voller Geometrie. Und gnadenlos, wenn man ihn nicht sauber ablichtet.
Die Fotos hier sind aus der Hand entstanden, mit der Leica M 246 und dem Laowa 12-24. Kein Stativ, keine elektronische Hilfe, nur Kamera, Glas und ein bisschen Bauchgefühl. Das funktioniert – wenn man weiß, was man tut. Und wenn man nicht vergisst, dass 12 mm jedes Wackeln in Architektur verwandeln. Nur eben nicht die, die man will.
Der Weitwinkel lügt nicht – er zeigt, wie du arbeitest
Mit so einem Blickwinkel ist jedes Schräghalten sichtbar. Jede minimale Neigung zieht das Bild in eine Richtung, die du vielleicht gar nicht wolltest. Und was im Moment der Aufnahme nach „kreativer Dynamik“ aussieht, ist in der Nachbearbeitung oft nur noch ein schiefes Durcheinander. Klar, man kann das alles in Lightroom korrigieren – aber zu welchem Preis?
Jede digitale Korrektur kostet Bildwinkel. Bei 12 mm ist das besonders bitter, weil genau das ja das Argument für diese Brennweite ist: Weite, Raum, Tiefe. Wer sich beim Fotografieren nicht die Mühe macht, gerade zu stehen und bewusst zu komponieren, zahlt später mit Bildverlust. Und zwar nicht zu knapp.
Sauber ausrichten ist kein Dogma – sondern gute Gewohnheit
Es geht nicht um pedantisches Pixelzählen, sondern um Kontrolle. Ein sauber ausgerichtetes Bild wirkt ruhiger, verständlicher. Es lässt die Architektur für sich sprechen, statt mit ihr zu kämpfen. Wer aus der Hand fotografiert, muss das eben mitdenken. Kamera ruhig halten, auf Horizont und Lot achten, bewusst atmen. Klingt banal, macht aber den Unterschied.
Und: Wer’s einmal verinnerlicht hat, muss später weniger retten. Und mehr zeigen.
Fazit
12 mm ist kein Gimmick. Es ist ein Werkzeug, das Haltung verlangt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Wer damit fotografiert, muss nicht perfekt sein. Aber aufmerksam. Und bereit, Verantwortung für seine Perspektive zu übernehmen. Alles andere ist Spielerei.










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